Über die Wichtigkeit von Kontakten im Autorenleben

Am Anfang war die Autorin, die ganz allein in ihrem stillen Kämmerlein saß und versuchte, ein Buch zu schreiben ...

Keine gute Idee, wenn ihr mich fragt. Es gibt nur wenige Autor*innen, die ohne jeden persönlichen Kontakt zu Menschen aus der Buchbranche erfolgreich ihr erstes Werk veröffentlicht haben. In der heutigen Zeit, wo jeder mit jedem vernetzt ist und am besten schon bevor er überhaupt das erste Exposé zu einem Verlag geschickt hat, am besten Tausende von Followern auf Instagram und Twitter hat, sowieso. Aber warum sollte ich als Autor*in, die nicht einmal das Licht am Ende des Tunnels, der sich Schreiben des ersten Manuskripts nennt, sieht, schon anfangen, mich mit anderen Autoren oder Bloggern zu vernetzen?

Ich selbst konnte es am Anfang kaum glauben, aber es gibt wirklich zahlreiche gute Gründe, dies zu tun.

Andere Autor*innen stärken dein Selbstbewusstsein: Hast du schon deiner Familie und deinen Freunden, die im Gegensatz zu dir eher wenig mit Büchern zu tun haben, erzählt, dass du jetzt planst, Bücher zu schreiben? 

Wenn ja: Und? Wie haben sie reagiert? Wenn du Glück hast, haben sie dir viel Spaß bei deinem neuen Hobby gewünscht. Vielleicht haben sie dich aber auch belächelt und du konntest auf ihren Gesichtern schon ein abschätziges "Süß!" oder "Mal wieder eine von deinen Schnapsideen" lesen. Nur die wenigsten werden dich von vorn herein ernst nehmen. Das ist ganz normal, da für die Meisten das Unternehmen, ein Buch zu schreiben, ähnlich weit weg erscheint wie eine Mondlandung. 

Nicht so anderen Autor*innen. Sie haben schließlich alle selbst mal angefangen, kennen also die Reaktionen deines Umfeldes aus eigener Erfahrung. Ich verspreche dir, dass 99,99% der Autor*innen nicht so reagieren werden. Sie werden dir erst einmal helfen, dich als "Autor*in" zu bezeichnen. Wenn du begonnen hast, ein Buch oder eine Kurzgeschichte oder ein Gedicht zu schreiben, wirst du nicht irgendwann Autor*in. Sondern du bist es schon.

Andere Autor*innen geben dir einen Blick für die Realität: Du bist schon etwas weiter in deinem Manuskript? Dann warten, jedenfalls beim ersten Mal, verschiedene Fallstricke auf dich:

  1. der Gedanke: "Das will doch sowieso niemand lesen!" - Glaub mir, jeder hat einmal so gedacht. Besonders nach dem ersten Rohentwurf. Die Dialoge wirken gestelzt, irgendwie passt der Anfang der Geschichte nicht zum Ende und sowieso - das liest sich völlig anders wie ein Roman von deinem/deiner Lieblingsautor*in. Kontakte zu anderen Autor*innen machen dich um die Erfahrung reicher, dass es jedem so geht (schon Ernest Hemingway hat treffend festgestellt: "Der erste Entwurf von allem ist scheiße!") und dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass dein Manuskript durch Überarbeitungen und Testleser an Qualität gewinnt.
  2. der Gedanke: "Das wird der nächste Bestseller! Ich mache daraus jetzt ein PDF und schicke es an sämtliche großen Verlage und dann werde ich reich! Tess Gerritsen, zieh dich warm an!" Tess Gerritsen hat das Schreiben begonnen, als sie gerade ein Kind bekommen hatte und deshalb gerade nicht in ihrem Beruf als Ärztin arbeiten konnte. Vieles am Erfolg von Bestsellerautor*innen hat mit Glück und Zufall zu tun. Viele haben andere Berufe gelernt und in ihnen gearbeitet, bevor sie für ihre erzählten Geschichten bekannt wurden.. Suzanne Collins hat vorher viele andere Geschichten geschrieben, bevor ihr mit "The Hunger Games" (deutsch: Die Tribute von Panem) ein Welterfolg gelang. Stephen King hat als Lehrer gearbeitet und Nacht für Nacht geschrieben in der Hoffnung, irgendwann davon leben zu können und Sebastian Fitzek sagt heute selbst, dass er nur durch pures Glück bei einem großen Publikumsverlag gelandet ist, als er "Die Therapie" verlegen lassen wollte. Aber es ist auch noch kein*e Bestsellerautor*in vom Himmel gefallen. Die schlechte Nachricht: Man braucht viel Geduld und einen langen Atem. Die Gute: es lohnt sich. Wenn du wirklich für das Schreiben brennst, wirst du deinen Weg auf den Buchmarkt und in die Regale deiner Leser finden.

Wo wir gerade über den Buchmarkt sprechen: Profitiere von der Erfahrung und den Kontakten anderer Autor*innen: Vitamin B ist vielleicht nicht alles, aber ohne Vitamin B ist alles nichts. Es gibt einen schier unerschöpflichen Schatz an Möglichkeiten, dein Buch zu veröffentlichen. Aber nicht jede Möglichkeit der Veröffentlichung ist gut und förderlich für deine Karriere als Autor*in. Einige verschließen dir sogar wichtige Türen. Im Extremfall hast du dann nicht nur ein Buch, das sich schlecht bis gar nicht verkauft, sondern bist zusätzlich pleite. 

Die sogenannten Durckkostenzuschussverlage bringen dein Buch in jedem Fall heraus. Toll, oder? Nein, nicht wirklich. Sie verlangen für eine Veröffentlichung meistens einen vierstelligen Betrag - von dir. Zusätzlich musst du bei einigen unterschreiben, dass du nach einer häufig utopisch kurzen Zeit den Rest der meistens viel zu groß berechneten Erstauflage abkaufst. Werbung durch den Verlag? Ein professionelles Lektorat? Fehlanzeige!

Das Gute ist, dass die meisten Druckkostenzuschussverlage schon so offensichtlich negativ aufgefallen sind, dass sie auch anderen Autor*innen bekannt sind. In der Hinsicht lassen sich die Autor*innen auch nicht gegenseitig ins offene Messer laufen, sondern warnen dich vor.

Solltest du den Weg des Selfpublishings gehen, der dank Dienstleistern wie epubli, Books on Demand oder tolino media durchaus eine Möglichkeit, dein Buch an die Leser zu bringen, ist, können dir andere Autor*innen eine Hilfe sein, eine*n Lektor*in, eine*n Designer*in für dein Cover und eine*n Buchsetzer*in zu finden. Auch Kontakte zu Blogger*innen, die dein Buch bewerben, kannst du mit Hilfe von Autorenfreund*innen finden.


Andere Autor*innen können einen sehr großen Erfahrungsschatz als Testleser haben: Von diesem Erfahrungsschatz kannst du nur profitieren. Du musst übrigens keine Angst haben, dass deine Ideen in einem anderen Manuskript Verwendung finden. Es gibt im Vergleich zu den Autor*innen, die mit viel Spaß und Motivation da rangehen, mit dir zusammen dein Manuskript besser zu machen, nur recht wenige schwarze Schafe. Und meistens sind die auch anderen schon bekannt. Das bedeutet, es gibt sogar eine Art Frühwarnsystem für diese Dinge.

Andere Autor*innen sprechen deine Sprache: "Ich muss meinen Protagonisten wieder einfangen!", "Der Love Interest will nicht so, wie ich will!", "Irgendwie ist der Antagonist zu brav!". Kommt dir bekannt vor? Damit du diese Gedanken nicht mit Menschen teilen musst, die dich danach als Kandidat*in für eine Hab-Mich-Lieb-Jacke ansehen, gibt es ein gutes Mittel: Sprich mit anderen Autor*innen darüber. Sie haben ähnliche Probleme schon mehrfach erlebt. Garantiert.

Viele gute Gründe also, sich schon mit anderen Autor*innen zu vernetzen, wenn dein Manuskript noch in den Kinderschuhen steckt. Und ein Effekt ist auch nicht zu verachten: Da du mit ihnen die gleiche Leidenschaft teilst, wird sich eine Autorenfreundschaft auch nicht wegen Interessenkonflikten auseinanderleben.